Mit Blick auf die Bundestagswahl am 23. Februar wird das politische Umfeld stark von der eher schwachen Wirtschaftslage des Landes beeinflusst. Im vierten Quartal 2024 lag die Produktion in Deutschland leicht unter dem Niveau des vierten Quartals 2019, was in der Summe fünf Jahre Stagnation bedeutet. Damit ist Deutschland das Schlusslicht unter den großen europäischen Volkswirtschaften.
Unser Chart of the Week zeigt die 30-Tage-Durchschnittswerte einer Auswahl von Meinungsumfragen seit Dezember 2020. Die Christlich Demokratische Union (CDU) und ihr bayerischer Verbündeter, die Christlich Soziale Union (CSU) – zusammen bekannt als Unionsparteien – liegen in den Umfragen zwischen 28 % und 34 %. Sozialdemokraten (SPD) und Grüne liegen beide im mittleren zweistelligen Bereich, sodass unklar ist, ob die Christdemokraten mit nur einer der beiden eine Koalitionsmehrheit im Bundestag erreichen könnten. Die rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD) konnte deutlich zulegen und profitierte dabei von ihrer populistischen Rhetorik und ihrer scharfen Kritik an der Europäischen Union (EU). Die AfD liegt jetzt bei rund 20 Prozent.
Die nationalen Umfragedurchschnitte zeigen klare Abwärtstrends für die Union seit der Ausrufung der Wahlen

Quelle(n): wahlrecht.de; Stand: 18.02.2025
Das Rennen um den politischen Einfluss wird noch dadurch komplizierter, dass mehrere kleinere Parteien, darunter die Linke, das neue populistische Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und die liberale Freie Demokratische Partei (FDP), zu nahe an der kritischen Fünf-Prozent-Hürde für den Einzug in den Bundestag liegen.
Währenddessen kämpft Deutschland an vielen Fronten. Seit der Pandemie hinkt die wirtschaftliche Erholung anderen großen Volkswirtschaften hinterher, was unter anderem auf eine niedrige Erwerbsbeteiligung, stagnierende Produktivität und unzureichende öffentliche Investitionen zurückzuführen ist. Die Unsicherheit könnte sich noch verschärfen, wenn es zu langwierigen Koalitionsverhandlungen kommt. Umgekehrt könnte sich die rasche Bildung einer neuen Regierung unter Führung der Christdemokraten positiv auf die Marktstimmung auswirken, da sie die wirtschaftliche und politische Stabilität unterstreichen könnte. Wie nachhaltig solche Impulse wären, wird jedoch von der Fähigkeit der neuen Regierung abhängen, Deregulierungsmaßnahmen umzusetzen, die Arbeitsmarktdynamik anzugehen und Investitionen anzukurbeln, insbesondere wenn in den Koalitionsgesprächen große Kompromisse erforderlich wären. Investoren und Marktteilnehmer werden die Auswirkungen der Wahl auf die Ausrichtung der Finanzpolitik, Infrastrukturinitiativen und die allgemeine Stabilität Europas genau beobachten.